“NFV-Sparkassen-Cup” – mal hinterfragt

Wettbewerbs-Kritik und konstruktiver Lösungsvorschlag, formuliert von Ralf Tarant am 14.06.2008:

Pseudopädagogische Schiedsrichter-Regelung beim Sparkassen-Cup ?

Bedenkt man, welch tolle Preise für die 10- bis 11jährigen Kinder in diesem Cup-Wettbewerb ausgelobt werden (riesige Pokale, großes Endturnier und für den Sieger ein Trainingslager mit Profis in Barsinghausen, Publicity über FFN) so verwundert der pädagogische Ansatz, dass ausgerechnet in diesem landesweiten Wettbewerb, die Kinder ihre Spiele selber regeln sollen – und zwar wie es so schön heißt “wie auf dem Bolzplatz”.

Nur wird hier leider, leider nicht erkannt, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden.  Man kann einen Bolzplatz nicht mit einem hochdotierten Wettbewerb ersetzen. Auf dem Bolzplatz kennen sich die Kinder, sind Hierarchien klar und die Kinder wollen auch miteinander spielen. Auf dem Bolzplatz werden Kinder, mit denen man sich nicht einigen kann, einfach ausgeschlossen. Bei so einem Turnier allerdings kennen sich die Kinder größtenteils überhaupt nicht (stehen mit ihren Freunden einer fremden Mannschaft gegenüber), es gibt keine Hierarchien. Zum diskutieren und gemeinschaftlichen Einigen ist bei turnier-entscheidenden 10-Minuten-Spielen mit zentralen An- und Abpfiff keine Zeit.

Mannschaften, die sich aufgrund der ausgelobten Preise für Barsinghausen qualifizieren wollen, müssen fast jedes Spiel gewinnen – selbst ein Unentschieden kann beim Regionalentscheid schon aufgrund des Torverhältnisses das Ausscheiden bedeuten. Bedenkt man zudem, dass die Kinder einen großen Gerechtigkeitssinn haben und auch sehr ehrgeizig sein können, ist hier eine klare Überforderung gegeben. Wird der pädagogische Ansatz da nicht zur auf Publicity abzielenden Pseudo-Angelegenheit – auf Kosten der Kinder?

Zwei konstruktive Lösungsvorschläge

(1) Unter Beibehaltung der Qualifikationsturniere werden einfach auf allen Ebenen Schiedsrichter angesetzt, wie das bei der Endrunde in Barsinghausen auch der Fall ist (in einigen Kreisen wird dies sogar bereits auch schon praktiziert!)

ODER

(2) die Angelegenheit wird rein auf ein Sichtungs-Spiele-Tag in den Kreisen reduziert in dem es kein Qualifizieren und keine tollen Siegerpreise für die Mannschaften mehr gibt, sondern wo die Kinder einfach zeigen können, was sie “drauf haben” – und auch versuchen können, ihre Spiele (in denen es dann ja ergebnismäßig um fast nichts mehr ginge) fair und selbstständig ohne Zeitdruck zu regeln.

Anhang vom 30.11.2020
– Kreisauswahltrainer der E-Junioren mehr mit einbeziehen

Warum nicht? Sicherlich geschieht dies auch, doch in welchem Maße? Allem Anschein nach wird die Tagesform am Sichtungstag weit über die fundierte Sichtung im E-Juniorenbereich gelegt. Zu einen ist eine erneute Sichtung im D-Junioren-Alter sehr wichtig und hat auch seine klare Berechtigung, denn bekannter Maßen kann jeder bei einer Sichtung mal durchs Raster fallen. Eine weitere Chance aufzufallen ist also im Sinne des Erfinders.

Hier lohnt es sich mal Gedanken über die Qualität der Sichtungs-Organisation machen. Im E-Juniorenbereich wird seit Jahren an mindestens zwei bis drei Trainingstagen gesichtet – und zwar mit recht viel Spielzeit für den Einzelnen mit gemischten Mannschaften, d.h. dass wenn mehrere Spieler eines Vereines zur Sichtung gemeldet sind, werden sie auf verschiedenene Sichtungsteams verteilt. Beim Sparkassen-Cup werden eingespielte Vereinsmannschaften gemeldet, die zum Teil auch gerne nach Barsinghausen streben um die vom NFV ausgelobten Preise (wie ein Trainingslager in Barsinghausen) zu gewinnen und Ehre bei der inoffiziellen “Niedersachsenmeisterschaft” zu erspielen.

Doch können die Jungs an dem Tag überhaupt zeigen, welche Potenziale tatsächlich in ihnen schlummern, wenn dabei Ungemach von mindestens zwei Seiten droht? Zum Einen aus dem eigenen Team mit seinen taktischen Zwängen und zum Anderen von der Organisationsform des Sichtungs-Turnieres: beim Sparkassen-Cup wird meist nur in 5er Gruppen im JgJ-Modus gespielt – allerdings bei nur 10min Spielzeit mit zentralem An- und Abpfiff . Wieviel zeit bleibt dann dem Einzelnen Kind zu spielen, wenn ein Kader aus 8-9 Spielern mit 2-3 Einwechselspielern besteht und nur im 1+5 gespielt wird? In zehn Minuten gilt es einerseits jedem genügend Spielzeit zu ermöglichen. Gerade erst in Schwung gekommen muss schon wieder gewechselt werden usw.

Dass es da auch mal vorkommt, dass die Tagesform der Kinder, die kurze Spielzeit, das Teamspiel, die gerechte/ungerechte Gegnerschaft, die Tagesform der Sichter, Regel-Irritationen, die Zugewandtheit der Sichter Einfluss auf die einzelnen Beurteilungen haben und diese erheblich verfälschen können, ist klar.

Beispielsweise hatten wir beim RSV05 oft zwei Teams gemeldet, wobei i.d.R. alle Spieler aus Team I etwas stärker waren als aus Team II – Jedes Mal wurden Spieler aus Team I übersehen und Spieler aus dem Team II überraschend gesichtet. Warum? Ganz einfach: wegen Auffälligkeiten. Das haben wir auch manchmal genutzt um bestimmte Spieler in die Auswahl zu bekommen – was aber viel Überzeugungskraft bei Eltern und Spielern gleichermaßen erfordert hatte.

Sicherlich würden Stützpunktrainer argumentieren “die Spieler, die wir für den NFV und den DFB suchen, müssen auch unter schlechtesten Umständen an einem für sie rabenschwarzen Tag auffällig genug spielen können um gesichtet zu werden – die wirklich besonderen Talente gehen uns nicht wirklich durch die Lappen.”

Tatsächlich? Wahrscheinlich schon.
Doch gilt es jedem Spieler, der dort teilnimmt, mit Wertschätzung und optimistischer Entwicklungsprognose zu begegnen und ihm ein möglichst optimales und kindangemessenes Feld zu bieten, seine Talente aufs Parkett zu bringen.

Tor oder kein Tor?“Wie ist das Spiel denn nun ausgegangen?”
Bei Stangentoren ncht immer klar zu erkennen…