Unentschieden gegen den Verfolger
Als der insgesamt gut leitende Schiedsrichter die Partie offiziell beendete, konnte man auf Seiten der 05er mit dem Punkt mehr als zufrieden sein, während die gastgebende SVG sicherlich eher unzufrieden gewesen sein dürfte. Die Schwarz-Gelben hatten ihr Ziel, die SVG in der Tabelle hinter sich zu halten, erreicht, wenngleich der Preis dafür ein sehr hoher war.
Die Partie begann mit viel Schwung, der erste Angriff führte sofort zu einer Ecke für die Gäste von der Benzstraße, die aber nichts einbrachte. Der erste Angriff der SVG wiederum beschwor gleich 3 Ecken hintereinander herauf, doch Dank konzentrierter Abwehrarbeit konnte auch daraus kein Kapital geschlagen werden. Trotzdem übernahm die Heimelf von diesem Moment das Kommando auf dem Hartplatz am Sandweg und 05 kam lediglich zu vereinzelten Konterchancen. Die Spielvereinigung kombinierte sich über Bruns, Benito, Ratzlaff oder Neufeld immer wieder in Richtung 05- Strafraum, in oft höchster Not konnten die Angriffe aber vereitelt werden . Zu dieser Phase half den Gästen auch die mangelhafte Chancenverwertung des Lokalrivalen, der zum Teil erstklassige Einschussmöglichkeiten ungenutzt lies. So ging es mit 0 zu 0 in die Halbzeit.
Nach Wiederbeginn zeigte sich eigentlich das gleiche Bild : die SVG bestimmte das geschehen, 05 lauerte aus einer starken Defensive auf Konter. Und zur Verblüffung der zahlreich anwesenden Zuschauer, darunter auch einige 05-Ultras, gingen die Gäste sogar durch Sarah König in Führung (49.). Einen langen Ball nahm sie unwiderstehlich auf und zog zum Tor, schaute kurz auf und lies Aino Diestelhorst bei ihrem Schuß ins linke Toreck keine Abwehrchance. Für kurze Zeit nach dem Führungstreffer war 05 nun etwas wacher, aber nur zehn Minuten später war das alte Bild wieder hergestellt : wieder drückte die SVG dem spiel ihren Stempel auf und kam folgerichtig nach einer Ecke, durch die einzige Unaufmerksamkeit in der Gästeabwehr, zum 1 zu 1 Ausgleich. Torschützin war die stärkste Spielerin des Heimteams Christin Ratzlaff mit einem platzierten Schuß aus zweiter Reihe (58.).
Dann läuft die 61. Minuten. Sarah König hat erneut in höchsten Tempo den Ball erobert und läuft in den SVG-Strafraum, eine Spielerin kreuzt ihren weg, es knallt, König geht zu Boden, weint vor Schmerzen. Der Schiedsrichter entscheidet – später gibt er ehrlich zu, schlecht gestanden zu haben – auf Abstoß, anstatt auf Elfmeter und “Rot”. Zehn Minuten vor Schluß passiert ihm das gleiche Missgeschick leider erneut, als Stephanie Borm im Strafraum gelegt wird. Wesentlich schlimmer als diese menschliche (Fehl-) Entscheidung ist jedoch, das Sarah König nicht mehr weiterspielen kann – Trümmerbruch eines Zehs wird später die Diagnose lauten. Für König kommt Sylvia Pelka in die Partie und ist glücklicher Weise sofort hoch konzentriert, arbeitet gut nach hinten mit und schafft durch einige energische Antritte ein wenig Entlastung für die Verteidigung um Alena Seppler, die als Rechtsverteidigerin wohl noch kaum eine Spiel erlebt hat, in dem sie nur zweimal die Mittellinie überschreiten kann. Mit dem Verlust von König ist es aber nicht getan. Zum einen deutet der Schiedsrichter zuerst 20 (!) Minuten Nachspielzeit an, die er aber auch 15 Minuten korrigiert – schlimm genug, für alle die, die es mit 05 halten. Zum anderen muss kurze Zeit später die bis dahin starke, aber nun völlig erschöpfte Michalea Siegmann ebenfalls raus (64.). Für sie rückt nun Sarah Gräßler auf die “6”, während Anne Boersch die Rolle der Linkverteidigerin einnimmt. Auch Boersch kämpft und ackert verbissen für ihr Team, entschärft einige Angriffe mit beherztem Grätschen (auf Hartplatz!) und unterstützt dadurch auch die viel beschäftigte Innenverteidigung aus der – vor allem in der zweiten Halbzeit – Rebecca Specht als Ruhepol hervorzuheben ist. Ein Sonderlob verdient sich heute auch Wiebke Hönicke, die sich mit Amelie Bruns ein packendes Duell im Mittelfeld liefert, immer wieder Lücken stopft und aushilft, wo es nur geht.
Erlösend für die Gäste erschallt dann nach 105 (!) Minuten endlich der Abpfiff und Spielerinnen und Trainerteam liegen sich in den Armen.
Aus Sicht der Gastgeberinnen ist der Punkt sicherlich unverdient, aus Sicht der Gäste jedoch “Gold wert”. Eine unfassbar starke SVG, verstärkt mit B-Mädchen und Landesliga-Spielerinnen, war nicht in der Lage gewesen, 05 zu schlagen. Ein 05 das an diesem tage nicht gut nach vorn spielte, spielen konnte, aber kämpfte bis zum sprichwörtlichen Umfallen – und auch harte Arbeit gehört zum Erfolg dazu, ist die Voraussetzung für ihn.
Am kommenden Sonntag geht es für 05 im Heimspiel gegen den TSV Nesselröden, eine Mannschaft, die man mit allem Respekt berechtigt als Wundertüte der Liga bezeichnen kann. Mit mittlerweile 27 Punkten ist der TSV Dritter der durch die Rückzüge von Gimte und Grone stark verschobenen Tabelle. Auf 05 wartet somit also das nächste schwere Spiel.
RSV 05 : Kalb, Seppler, Walczyk, Specht, Gräßler, Siegmann (64. Boersch), Borm, Hönicke, Krajczy, Bouter, König (61. Pelka).
Kommentar schreiben
Kommentare