Oberliga-Serie hält / Video

Benzstreet-TV vom Spiel in Hildesheim

Folgender Spielbericht wurde von  (loanz) erstellt

VfV Borussia Hildesheim vs. RSV Göttingen 05 1:1 (1:0)

Die Serie hält – Glücklich, aber nicht unverdient:
Auch nach dem sechsten Spieltag bleibt der RSV 05 in der Niedersachsenliga unbesiegt und somit ärgster Verfolger von Tabellenführer Eintracht Braunschweig II. Ehe vor offiziell 500 Zuschauern im Hildesheimer Friedrich-Ebert-Stadion am Ende das serienerhaltende 1:1 zu Buche stand, war es allerdings ein hartes Stück Arbeit für die Mannschaft und eine schwere Gedulds- bzw. Nervenprobe für die insgesamt rund 100 mitgereisten 05-Fans – und das nicht etwa, weil der gastgebende VfV ein so bärenstarker Gegner gewesen wäre, sondern weil sich die Schwarz-Gelb-Grünen das Leben vornehmlich selbst überaus schwer machten…

Der Devise „Never change a winning team“ vertrauend, schickte Trainer Jozo Brinkwerth dieselbe Besetzung auf den Rasen, die am Vorwochenende im Spitzenspiel gegen den SV Holthausen-Biene triumphiert hatte.

Nach einer Schweigeminute für die kürzlich verstorbene VfV-Legende Reinhold Behrens pfiff Schiedsrichter Michel Haupt aus Hamburg die Partie schließlich mit leichter Verspätung an – doch so richtig los ging es trotzdem nicht, denn nachdem Jan-Henrik Matthes in der 2. Minute einen ersten Warnschuss auf das Hildesheimer Gehäuse abgegeben, dabei aber in VfV-Keeper Marco Pinkernelle seinen Meister gefunden hatte, entwickelte sich in der Folgezeit ein Spiel, das den schweißtreibenden Temperaturen entsprach: Es war „Sommerfußball“, bei dem 05 zwar als spielbestimmende Mannschaft auftrat und sich der VfV vornehmlich auf die Absicherung des eigenen Tores sowie gelegentliche Konter konzentrierte, jedoch beide Teams in ihren jeweiligen Unternehmungen eher kräfteschonend zu Werke gingen.

Wirkliche Chancen blieben somit Mangelware, was nicht zuletzt auch daran lag, dass auf 05-Seite viel zu selten der Weg über die Außen gegangen wurde. Stattdessen probierte man es immer wieder mit Ballstafetten und Einzelaktionen durch die Mitte, getrieben von der Hoffnung, irgendwann und irgendwie die Lücke zu finden, um „Ötze“ Beyazit in Position zu bringen. In der 20. sowie 22. Minute wäre dieser Plan immerhin auch fast von Erfolg gekrönt worden, als der 05-Torjäger nach Steilpässen von Thorben Rudolph bzw. Jan-Henrik Matthes im Hildesheimer Strafraum zum Abschluss kam, mit seinen aus nicht optimalem Winkel abgegebenen Versuchen jedoch am guten VfV-Schlussmann scheiterte.

Auf Seiten der Gastgeber waren derweil allenfalls zwei bis drei Halbchancen zu verzeichnen, und bei aller Umständlichkeit, mangelnden Zielstrebigkeit und bisweilen auch Einfallslosigkeit in den 05-Aktionen überwog im Großen und Ganzen doch das Gefühl, es könne eigentlich nur eine Frage von Zeit und Geduld sein, bis die unverändert spielbestimmenden Schwarz-Gelb-Grünen den Bann brechen und auf die Siegerstraße einbiegen würden. Umso überraschender, ja geradezu wie der sprichwörtliche Blitz aus heiteren Himmel kam daher der Führungstreffer für den VfV: Nachdem zuvor im Hildesheimer Strafraum in einer handverdächtigen Szene auf Weiterspielen entschieden worden war und Christian Horst den sich entwickelnden Konter durch ein taktisches Foul inklusive folgerichtiger gelber Karte unterbunden hatte, setzten sich die Gastgeber auf einmal für einige Minuten in der 05-Hälfte fest, bis nach einem Pass in die Tiefe plötzlich Philipp Schlichting in abseitsverdächtiger Position allein vor Dennis Koch auftauchte – ein kleiner Lupfer, keine Chance für Dennis, 1:0 für Hildesheim in der 37. Minute.

Eine gewisse Verunsicherung war den 05ern nun anzumerken, denn bis zum Pausenpfiff gelang es ihnen nicht, das Spielgeschehen wieder an sich zu reißen – stattdessen kam Hildesheim per Freistoß sowie Kopfball nach einer Ecke zu zwei weiteren Möglichkeiten, die aber beide keine wirkliche Gefahr darstellten und in letzter Konsequenz von Dennis Koch gänzlich unschädlich gemacht wurden.

Der zweite Spielabschnitt sah mit der Einwechslung von Christian Spohr für Julian Keseling eine Stärkung der 05-Offensivabteilung, und tatsächlich erhöhten die Schwarz-Gelb-Grünen nun die Schlagzahl. Viel lief über den sich zum Spielgestalter aufschwingenden Jan-Henrik Matthes, der in der 60. Minute mit einem fulminanten Weitschuss ans linke Lattenkreuz um ein Haar den Ausgleich erzielt hätte, doch versuchte auch er es wie der Rest der zweifellos engagierten, aber (ich wiederhole mich) insgesamt zu einfallslosen und sich häufig verzettelnden Mannschaft mit beinahe enervierender Penetranz durch die Mitte, während das Flügelspiel auch nach den Einwechslungen von Lukas Zekas für „Kiko“ Meyer und Daniel dos Santos für Philipp Bruns (beide 65.) weiterhin sträflich vernachlässigt wurde.

Als schließlich ob des erfolglosen Bemühens bei gleichzeitiger ständiger Angst vor Hildesheimer Kontern allmählich bereits Verzweiflung breit zu machen drohte, fiel dann doch noch der verdiente, allerdings in seinem unmittelbaren Zustandekommen zugegebenermaßen ein wenig glückliche Ausgleich: Eine mit viel gutem Willen als nicht misslungen zu bezeichnende Flanke von Daniel dos Santos segelte hoch in den VfV-Strafraum, wo zwar weit und breit kein 05er, aber dafür einsam und allein der Hildesheimer Granit Curri stand. Dieser hätte mit dem Ball nun wirklich alles machen dürfen, nur nicht das, was er letztlich tat: Er köpfte ihn völlig unbedrängt in Richtung des eigenen Torwarts, welcher sich allerdings zwecks vermeintlich lockeren Herunterpflückens der Flanke bereits selbst auf den Weg aus dem Kasten gemacht hatte. Das Leder stieg hoch in die Luft, senkte sich über den machtlosen Keeper hinweg in die Maschen und die Erleichterung im 05-Lager über das 1:1 in der 84. Minute kannte ebenso keine Grenzen wie die Enttäuschung auf Seiten der frustriert zu Boden sinkenden Hildesheimer.

Wer nun geglaubt hätte, dies sei es gewesen und eine spektakulärere Szene könne das Spiel nicht mehr bieten, sah sich kurz vor Ende dann noch einmal eines Besseren belehrt: Bei einem Abwurf-Vorhaben zeigte sich Hildesheims Torhüter zwar entschlossen, mit Blick auf die Uhr eine möglichst effektive Ausnutzung der Sechs-Sekunden-Regel anzustreben, verlor dabei aber das Regelwerk aus den Augen – er nahm den Ball auf, legte ihn wieder hin, nahm ihn erneut auf und provozierte damit den zuvor nicht nur sämtliche Zeitspielversuche geflissentlich ignorierenden, sondern auch insgesamt vor allem mit diskussionswürdiger Zweikampfbeurteilung für Unmut sorgenden Schiedsrichter dazu, einen Freistoß für 05 im rechten Teil des VfV-Strafraums zu verhängen. Während sich der 05-Anhang in Erinnerung an das eine oder andere „Ötze-zirkelt den Ball aus vergleichbarer Position um die Mauer ins kurze Eck“-Tor innerlich schon zum Jubeln bereit machte, verließ allerdings zum allgemeinen Erstaunen bzw. sich langsam ausbreitendem Entsetzen Dennis Koch seinen Kasten und kam über das ganze Feld zur Vollstreckung herangeeilt – ob eine solche, leicht überkandidelte Aktion beim Spielstand von 1:1 in der letzten Minute tatsächlich zwingend notwendig war und sich wirklich kein anderer Schütze hätte finden lassen können, um den Ball (wie Dennis es schließlich tat) mit dem linken Fuß in die Mauer zu donnern, sei dahingestellt… Glücklicherweise unterband Thorben Rudolph den sich nach Dennis’ Fehlschuss anbahnenden Konter in Richtung des verwaisten 05-Tores auf Kosten einer gelben Karte, so dass nach dem Schlusspfiff die Freude überwog, trotz einer nicht optimalen Leistung einen Punkt geholt zu haben und somit auch weiterhin in der Oberliga-Saison 2012/13 unbesiegt geblieben zu sein – eine Erkenntnis, die auf der sehr stimmungsvollen Fanbus-Rückfahrt inklusive Gruppenfoto mit der Mannschaft am Parkplatz Schwalenberg auch wiederholt und lautstark kundgetan wurde: „Ungeschlagen, RSV!“

[loanz]

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