Die Brüder Washausen im GT-Interview

Daniel & Jan Washausen

„Das nächste Mal lieber wieder auf dem Bolzplatz“

„Es war eine ungewohnte Situation. Wir standen uns noch nie in einem Pflichtspiel gegenüber, höchstens mal beim Bolzen mit Freunden“, sagt Zweitliga-Fußballprofi Jan Washausen über eine überraschende Begegnung mit seinem Bruder Daniel. Im allgemeinen wurde damit gerechnet, dass Jan am vergangenen Freitagabend mit der ersten Mannschaft von Eintracht Braunschweig in Karlsruhe antritt. Doch Trainer Torsten Lieberknecht disponierte um, und so spielte der Verteidiger im Oberliga-Heimspiel der zweiten Mannschaft gegen den RSV 05 – und damit gegen seinen jüngeren Bruder, der schließlich mit 3:1 gewann.

Braunschweiger Zweitligaprofi mit Defensivstärken: Jan Washausen (links).

© www.eintracht.com

Göttingen. „Für mich kam das genauso überraschend“, sagt der 22-jährige Jan, „es war eine Entscheidung des Trainers“. Letztlich hätte er sich mehr gefreut, in Karlsruhe zu spielen, und „auf ein Pflichtspiel gegen die eigene Familie“ verzichtet. Jan sei „extrem enttäuscht“ gewesen, nicht nominiert worden zu sein, berichtet der 19-jährige Daniel. „Es ist schön und witzig, gegen den Bruder zu spielen, ich habe aber gehofft, dass er in der ersten Mannschaft spielt.“

Im übrigen sei für die Brüder das Familientreffen auf dem Platz „nicht so etwas Besonderes gewesen“, merkt Daniel an. „Nur von Teamkameraden und Zuschauern wurde viel darüber geredet.“ Nach zwei Pleiten und einem frühen Gegentor in Braunschweig habe der Treffer zum 1:1 befreiend gewirkt. „Nach den Niederlagen in Liga und Pokal hatten wir befürchtet, dass es so weiter geht, dann aber gemerkt, dass wir noch Fußballspielen können. Das ging dann von allein“, sagt Daniel im Rückblick. „Sie haben durch das Tor Aufwind gekriegt“, ergänzt Jan, der als Stärken seines Bruders das Zweikampfverhalten, ein gutes Auge und ein gutes Passspiel aufzählt. „Er kann auch andere Positionen, etwa im Mittelfeld, spielen.“

Umgekehrt ist für Daniel sein Bruder Vorbild in Sachen Ruhe und Ballsicherheit. „Außerdem ist er zweikampfstärker als ich.“ In „jungen Jahren“ habe man vielleicht dasselbe Talent gehabt, „Jan aber war zielstrebiger in seiner Sache, hat viel für den Fußball gearbeitet, sich konzentriert“. Außerdem sei er einen „Tick größer“. Zu den Unterschieden zähle außerdem, dass es ihm im Gegensatz zu Jan Spaß mache, „die Linie hoch und runter zu marschieren“, sagt Daniel, der in Kassel eine Ausbildung zum Anlagentechniker absolviert, um eventuell später in den Göttinger Sanitärbetrieb der Familie einzusteigen.

„Das Thema Profi ist abgehakt, ich habe anhand meines Bruders gesehen, wie knallhart das Geschäft ist und dass man auch ein gewissen Glück haben muss“, berichtet Daniel. Für ihn sei lediglich die Regionalliga „theoretisch möglich“. Von Bruder Jan wird ihm bescheinigt, er habe sich in seinem ersten Herrenjahr „schon gut akklimatisiert“ und „gegen uns ein gutes Spiel gemacht“.

Zwar habe man im direkten Duell jeweils in der Defensive gespielt und sei sich deswegen „zweikampfmäßig nicht über den Weg gelaufen“ (Jan). „Doch eine Blutgrätsche hätte es auch in diesem Fall nicht gegeben.“ Daniel habe gehofft, dass Jan „seine Aktionen gut macht, wir aber gewinnen“ – und so traf es ein. Vielleicht ist es Jan auch deswegen lieber, „wenn man sich das nächste Mal wieder auf dem Bolzplatz trifft“.

Von Eduard Warda
Göttinger Tageblatt vom 15.08.2011

http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Sport/Regionaler-Sport/Das-naechste-Mal-lieber-wieder-auf-dem-Bolzplatz

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