DFB-Kongress in Kassel – eine Priorisierung der Basis im Amateurbereich fordern

Anlässlich des bevorstehenden DFB-Amateurfußball-Kongresses zur „Stärkung der Basis im Amateurfußball“

Der DFB richtete vom 22. bis 24. Februar 2019 in Kassel den dritten Amateurfußball-Kongress aus. Schwerpunkte waren gemäß Angaben des Verastaltersd die aktuellen und künftigen Herausforderungen des Vereinsfußballs im Amateurbereich.

– Ein Beitrag von Ralf Tarant, Sportpädagoge beim RSV Göttingen 05 –

Zur Stärkung der Basis ist eine neue Priorisierung ist gefragt“

Was alles in einem Fußballverein möglich ist, wenn Hauptamtlichkeit, Ehrenamtlichkeit und Freiwilligendienst sich über Jahrzehnte untereinander bereichern und stärken – auf der Basis einer klaren Vereinsphilosophie: „Wir denken beim RSV Göttingen 05 seit über zwei Jahrzehnten von unten nach oben, von Klein zu Groß, von Jung zu Alt“.

Gab es beim RSV05 vor 25 Jahren nur 5,6  Jugendtems, hat sich der Amateurverein aufgrund nachhaltiger Priorisierungs-Änderungen zu einer der größten Jugendabteilungen Niedersachsens entwickelt. Seit dem Jahr 2000 beherbergt der RSV05 jährlich fast 40 Fußballgruppen für ca. 400 Jungen und Mädchen, inkl. vieler Auswahlspieler. Über 40 Übungsleiter sind mit einem Sportpädagogen und 3 Bundesfreiwilligen in derzeit 33 Jugendteams im Einsatz.

Sport ist allerdings kein Selbstläufer – Qualität hat ihren Preis

Sich selbstwirksam zu erleben hilft Kindern mittels fachkundiger Begleitung Schritt für Schritt etwas mutiger und selbstbewusster zu werden. „Ohne sportpädagogische Begleitung kann Sport auch nachhaltig beschämen, frustrieren und demütigen. Das darf uns und gesellschaftlichen Entscheidungsträgern auch mal gesagt sein. Für eine qualitativ hochwertige landesweite Bewegungsförderung gilt es deshalb erhebliche finanzielle und menschliche Ressourcen zu generieren, was ohne tatkräftige Hilfen durch Politik und Verbände auf Dauer nicht möglich ist.“

Neue Priorisierung – Qualifizierte Wirkungskräfte in Vereinen an der Basis stärker finanziell bezuschussen

Abgesehen von guten und hilfreichen Fortbildungsangeboten, die allerdings kostenpflichtig sind, beschränken sich Maßnahmen der Verbände für Breitensport und Ehrenamt in der Regel auf PR-Projekte (z.B. DFB Fernsehspot zum Amateurbereich) und Interviews mit schönen Worten. Das hilft konkret keinem Verein, keinem Übungsleiter und keinem Kind. Es ist für viele „Fußballer“ (Eltern, Studenten, Berufstätige) zeitlich immer schwieriger ohne größeres Geldvermögen zwischen Familie, Selbstfindung und Beruf in einem Verein fachlich und langfristig zu wirken.

Trotz der Engagementfreundlichkeit beim RSV05 werden daraus resultierende Übungsleiter-Lücken über die hauptamtliche Sportpädagogenstelle und dem Bundesfreiwilligendienst (2-3 Angestellte/Jahr) aufgefangen. So wird einerseits für qualitative Kontinuität gesorgt und zusammen mit dem Ehrenamt werden in der breit angelegten Angebotsstruktur viele Mitglieder gehalten. Das alles hat trotz Stellensponsorings, Ehrenamtmanagement und hoher Mitgliedsbeiträge finanzielle Grenzen. Eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst, die vom Staat bezuschusst wird, kostet pro Jahr trotzdem noch über 5.000,- Euro. Das ist für viele kleinere Vereine in der Stadt und auf dem Land nur schwer zu stemmen, weshalb sie sich oft in Abwägung von begrenztem Nutzen und hohen Kosten abschrecken lassen.

Flächendeckendes und gezieltes Förderprogramm des DFB würde zu einer landesweiten Steigerungsrate der Mitglieder führen
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Hier könnte auch der DFB mit den Landesverbänden pragmatisch und strategisch ansetzen. Wie es das Bundesministerium für Familie vorschlägt, sollen Bundesfreiwillige und ihre Mentoren mit ZUSÄTZLICHEN GELDERN zukünftig spürbar mehr gestützt werden. Der DFB könnte das für seine Fußballvereine, die als BFD-Einsatzstellen im Basisbereich fungieren, über zusätzliche Zuschüsse flankieren und dies auch auf fachkundige und lizenzierte Honorarkräfte erweitern, die im Bereich der Jüngsten (G-E) nachweislich eingesetzt werden.

Mehr Amateurvereine könnten sich in ihren Abwägungen dann eher dafür entscheiden qualifizierte Übungsleiter und flankierende Bundesfreiwillige bei den Jüngsten einzustellen. Die Basisarbeit würde dadurch ganz gezielt gestärkt, weil dann viel mehr Vereine breitensportlich in Quantität und Qualität mehr leisten könnten. Der DFB würde sehr, sehr viele zusätzliche neue Mitglieder gewinnen und nachhaltig seine Position in unserer Gesellschaft weiter festigen.

Hier darf der „reiche“ DFB seiner Verantwortung im Basisbereich des Amateurfußballs gerecht werden und solche Vorschläge nicht mit dem Zuständigkeitsargument auf die „armen“ Landesverbände abwälzen. So geschehen beim GT-Gespräch mit dem DFB-Präsidenten Herrn Grindel in der Townhall des GT im Sommer 2018.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Tarant, M.A. Sport/Pädagogik/Publizistik, B-Lizenz-Inhaber: 0177/4757991, tarant@gmx.de

Hauptamtlicher Sportpädagoge, Ehrenamtsmanager, FWD-Mentor beim RSV Göttingen 05

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